70er Jahre
Die 70er Jahre waren spannend, interessant und in vielen Bereichen revolutionierend. US Präsident Nixon muss wegen der Watergate- Affäre sein Amt niederlegen und der Vietnam Krieg wird beendet. Ein polnischer Kardinal wird zum Papst Johannes Paul II und Willy Brandt erhält den Friedensnobelpreis für seine Bemühungen um Entspannung in der Ostpolitik.
Die Geiselnahme bei den Olympischen Spielen in München erschüttert die Welt und zum ersten Mal werden Fußballweltmeisterschaften in Deutschland ausgetragen. Deutschland wird unter Bundestrainer Helmut Schön Weltmeister.
International bildet sich Anfang der 70er Jahre die Anti- Atomkraft- Bewegung, die sich nicht nur gegen Kernwaffen, sondern auch gegen eine friedliche Nutzung der Atomenergie richtet. In New York und London entsteht die Punkbewegung unter der Losung "No future". Die erste Generation der Videospiele kommt auf den Markt und im Fernsehen werden Serien wie "Kojak", "Bonanza" und "Die Sesamstraße" ausgestrahlt.
In Schweden gründen zwei Männer und zwei Frauen die Gruppe ABBA und treten mit ihrer Musik einen Siegenszug um die Welt an. Sie gewinnen mit ihrem Song "Waterloo" den Eurovision Song Contest . Queen wird gegründet. Die Haare werden längern, dafür die Röcke immer kürzer und der Minirock sorgt gleichermaßen für Begeisterung und Entrüstung.
Männer wie Frauen tragen Plateauschuhe und Bart und Koteletten zieren die Gesichter der Männer. Der Film "Einer flog über das Kuckucksnest" kommt in die Kinos und erhält in der Kategorie "Bester Film" den begehrten Oscar.
Heinrich Bölls bekanntestes Werk "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" erscheint beim Verlag Kiepenheuer & Witsch und setzt sich mit der Gewaltdebatte der 70er Jahre auseinander.

70er Jahre Mode
Die 70er Jahre waren eine Zeit voller politischer und gesellschaftlicher Umbrüche. Dies wurde auch in der 70er Jahre Mode deutlich: Der Modetrend der 70er Jahre zeichnete sich durch ausgefallene Schnitte, bunte Farben und auffällige Accessoires aus - es war die Zeit der Flower Power. Modisch gab es nun keine Grenzen mehr: greller, größer, bunter - auf jeden Fall extrem und unkonventionell. Übertrieben große Revers, Manschetten, Ärmel, Aufschläge, Krawatten und Kragen gehörten zur Mode der 70er Jahre, wie ethnische Stickereien und mit Blumen bestickte Schlaghosen. Auch riesige Sonnenbrillen und Gürtel, lange Haare, Koteletten und Bärte gehörten zum letzten Schrei.
Abseits des großen Flower Power- Trends, den man sofort mit den 70er Jahren assoziiert, entwickelten sich drei weitere Modetrends: der Disco- Style, der Military Look und der Punk Style.
Die Kleidung des Disco- Style wurde eigens für die Party am Wochenende entworfen und taugte nicht für das tägliche Leben: Ziel war es, den Körper so gut wie möglich in Szene zu setzen, d.h. hautenge Kleider und viel Bein. Auch überproportionale, glitzernde Schlaghosen über hohen Plateauschuhen stammen aus dieser Zeit.
Der Military Look dagegen ist hauptsächlich funktional. Bundeswehr- Parka mit aufgenähten Friedenszeichen, buntes Camouflage- Muster und beklebte Armeestiefel sind charakteristisch. Hintergrund war die Friedensbewegung: Durch das Zerstören der eigentlichen militärischen Funktion - durch Färben, Zerreißen und Bekleben - wurde die Oppositionshaltung zum Ausdruck gebracht. Auch das Palästinenser- Tuch stammt aus dieser Bewegung. Der Punk- Style lehnt gesellschaftliche Werte kategorisch ab. Leder, Sicherheitsnadeln, Reißverschlüsse und gefärbte Haare waren Zeichen ihres Protests. Alles sollte abgetragen und alt aussehen und einen deutlichen Kontrast zur Flower- Power- Bewegung bilden.
70er Jahre Musik
Nachdem neue Künstler wie die Beatles, die Rolling Stones und natürlich der "King" Elvis Presley bereits in den 60er Jahren die musikalische Entwicklung in eine völlig neue Richtung lenkten, ließ dieser Trend zu Beginn der 70er Jahre wieder etwas nach. Der Grund hierfür war eine Übersättigung seitens der "Blumenkinder". Viele der einstigen musikalischen Helden von Woodstock waren verstorben (Janis Joplin, Jimi Hendrix), andere hatte massive Alkohol- und Drogenprobleme. Diese beiden Faktoren begünstigten das Entstehen einer neuen und richtungsweisenden Musikstils, der unter dem Namen "Glam Rock" in die Musikgeschichte eingehen sollte.
Seinen Anfang nahm der Glam Rock in Großbritannien. Wohl kein anderer Musiker ist mit dem Glam Rock derart eng verbunden wie der in Banbury geborene Garry Glitter. Auch der aus London stammende Marc Bolan ist einer der Pioniere des Glam Rock und prägte mit seiner Arbeit ganz wesentlich die 70er Jahre Musik. Weitere Vertreter dieses neuen Stils waren Alice Cooper, Kiss, Slade oder auch David Bowie, wobei dieser einen eher experimentellen Ansatz verfolgte. Generell versuchte der Glam Rock durch einfache, aber auch schnelllebige Titel eine deutliche Abgrenzung zum damaligen Progressive Rock von Genesis, Pink Floyd und Co. Die unbestrittenen Meister dieser Zunft waren wohl die Songschreiber Nicky Chinn und Mike Chapman, die für unzählige Hits von Sweet, Suzi Quatro, Mud etc. verantwortlich waren.
Auch rein äußerlich setzte der Glam Rock neue Maßstäbe. Um sich von der "Hippie – Fraktion" mit Blumengewändern und Korksandalen möglichst deutlich abzugrenzen, trug man Glanz – Satin, Stretchhosen, Glitzerjacken und natürlich Plateauschuhe – je höher und schriller, desto besser. Einige der bis heute legendären Bühnenoutfits der 70er Jahre Musik kamen beispielsweise von Abba, Gary Glitter, Alice Cooper und natürlich von Kiss.
Gegen Ende der 70er Jahre neigte sich auch diese Ära dem Ende, um für neue Musikstile Platz zu machen. Neue Techniken wie elektronische Instrumente, aber auch das Fernsehen mit den bis dato noch unbekannten Musikvideos verhalfen vor allem der Discomusik ans (Disco-) Licht der Welt. Und wem das zu kommerziell und kurzlebig war, der konnte sich am Ende der 70er Jahre musikalisch dem Hard Rock oder dem Punk zuwenden.
70er Jahre Möbel
Es zeichnete sich bereits Ende der 1960er Jahre ab und fand in den 1970er Jahren seinen Höhepunkt: was die Bürger in den Möbelhäusern und auf Messen überraschte, war nicht weniger als eine Revolution des Möbeldesigns!
Neue Technologien, der gesellschaftliche Umbruch und allgemein herrschende Aufbruchstimmung führten zu vollkommen neuartigen Kreationen und Farbkombinationen sowie der Verwendung innovativer Materialien. Den Experimenten in der Formgebung waren durch moderne Entwicklungen im Bereich der Technik, wie beispielsweise die verschiedensten Kunststoffe, kaum noch Grenzen gesetzt. Die Mondflüge waren eine besondere Inspirationsquelle damaliger Designer. Die futuristisch anmutenden, oft kugelförmigen Entwürfe von Design-Größen wie Verner Panton oder Charles Eames, verschafften den 1970er Jahren auch den Beinamen „Space-Age“. Ebenfalls runde, doch an organischen Vorbildern orientierte Formen setzte der Designer Luigi Colani – auch er nicht wegzudenken aus dem Designzirkus der 70er. Seine „Soft-Edge-Design“ genannten Arbeiten zeichneten sich durch ihre besondere Dynamik und Verspieltheit aus. Ein Großteil der 70er Jahre Möbel entwickelten sich, trotz anfänglicher Unkenrufe vieler Kritiker, zu Klassikern der Designgeschichte. So wird etwa der „Phanton-Chair“ inzwischen wieder in großer Stückzahl produziert – und die Nachfrage steigt stetig, dank der aktuellen Retro-Welle, die insbesondere jüngere Menschen begeistert. Die Farbpalette der 70er Jahre Möbel reicht von kräftigen Tönen, wie Orange, Braun, Rot oder Gelb, bis hin zu dezenten Entwürfen in Weiß.
In manch einer Wohnung erinnern originale oder reproduzierte 70er Jahre Möbel die Kinder von damals an die besten Jahre ihres Lebens. Und so bleibt zu hoffen, dass uns die in jeder Hinsicht großartigen Entwürfe noch eine lange Zeit begleiten werden.