70er Jahre Style

Die Kults der 70er Jahre

Natürlich hat jedes Jahrzehnt seine Reize und Errungenschaften gehabt. Kaum eine Zeitspanne hat jedoch die folgenden Jahre so nachhaltig geprägt, wie die 70er Jahre. Das betrifft gleichermaßen die Mode, wie auch Frisuren und Einrichtungen. Möbel und Tapeten erleben gerade wieder eines ihrer zahlreichen Revivals. Beides zeichnete ein auffälliges Design und möglichst viele verschiedene, knallige Farben aus. Tapeten zeigten große, runde oder in sonstiger Weise sehr auffällige Motive, wie Blumen, Fantasie- oder Labyrinth-Muster und sehr breite Streifen in unterschiedlichsten Farben waren an den Wänden der guten Stuben mehr als willkommen. Hauptsache schrill und aufdringlich. Ganz im Gegensatz zur Architektur der 70er Jahre, die eher als "quadratisch, praktisch, gut" zu bezeichnen war, vorzugsweise mit Flachdach. Die Muster auf Tapeten, bei deren Anblick viele Menschen heutzutage zu taumeln anfangen würden oder den Eindruck hätten, fast blind zu werden, waren nicht nur normal, sondern Bedingung für eine angesagte Gestaltung von Wohnungen, Lounges, Szene-Clubs und -Bars. Stühle, Tische und weitere Retro-Möbel aus Plastik in klobigen Formen waren ebenso ein absolutes Muss, wie Knautschkissen und Sitzwürfel, die mit Kautschuk bezogen waren.

Punk- und Irokesen-Schnitte feierten ihren Einzug in die Welt der Potestanten; gern in den Farben der zuhause hängenden Tapeten. Bei den so genannten "Afro Wollmützen", wie beispielsweise von Paul Breitner getragen, kamen weder Farben noch Haarspray zum Einsatz; hier reichte einfach eine nicht zu bändigende Menge an Haaren. Eine weitere, bis heute nicht mehr wegzudenkende Mode-Erscheinung waren die so genannten "Föhnwellen" und "VoKuHilas". Der Begriff "Föhnwelle" erklärt sich von selbst und wurde am eindrucksvollsten von Farah Fawcett in "Drei Engel für Charlie" getragen. Hauptsache große Locken oder zumindest Wellen, gern auch einmal hochgesteckt. Für die Gestaltung wurden Unmengen von Haarspray in die Umwelt gesprüht. Berühmte Träger der VoKuHiLa, was für "vorne kurz, hinten lang" steht, waren zum Beispiel David Bowie, Rudi Völler, George Michael und Dieter Bohlen, aber auch Mädels wie Nena. Beide Frisuren-Stile waren in der Pop-Gruppe ABBA zu finden, die ihrerseits, neben Bands wie den Bay City Rollers, Bee Gees, Genesis, Queen, Jethro Tull, Smokie und Pink Floyd, die Musik der 70er Jahre maßgeblich prägten. Auch Bart und Koteletten waren nicht nur bei den zwei ABBA-Herren zu finden.

Parka, Mini-Röcke oder weite Schlaghosen, über mörderisch hohen Plateau-Schuhen und -Stiefeln getragen, waren klar die Mode-Trends der 70er Jahre. Ebenso wie unzählige Pril-Blümchen über der heimischen Spüle, im Bad, auf Autos und überall sonst, wo sie sich irgendwie anbringen ließen, und die Jungendzeitschrift „BRAVO“, die jede Form von Aufklärungsarbeit leistete und zudem noch alle Informationen über Stars und Sternchen lieferte. Sofern nicht gerade wieder eine der zahlreichen Ölkrisen zuschlug, waren die Hersteller von Autos in den 70er Jahren damit beschäftigt, technische Errungenschaften wie Airbag und ABS zu entwickeln. Vom Cabriolet musste man sich langsam verabschieden. Wesentlich schmerzlicher jedoch war der Abschied vom heiß geliebten VW Käfer. Allerdings konnte der Golf einiges wettmachen, der jedoch den Opel Manta keinesfalls verdrängen konnte. Die Autos der 70er Jahre waren nicht einfach Fahrzeuge oder Mode-Erscheinungen, sondern klare Statements. Die Diskowelle brach mit Filmen wie "Saturday Night Fever", und "Grease" nicht nur alle bisherigen Besucherzahlen in Discotheken, sondern vor allem in Kinos. Erste Video-Spiele hielten einige davon ab, Kultserien wie die "Sesamstraße", "Kojak" oder "Bonanza" anzusehen. Filme wie "Kramer gegen Kramer", "Star Wars", "The Rocky Horror Picture Show" und "Das Leben des Brian" werden noch heute geliebt und gesendet. Um sie anzusehen, lümmelten sich die Fans seinerzeit neben einer Lava-Lampe auf einem Flokati-Teppich, nachdem sie einige Räucherstäbchen angezündet hatten.